- Sonntag, 27. Dezember 2015

fröhlich, farbenfroh und wohlschmeckend

Mitte Dezember sind wir ein weiteres Mal in das Flugzeug gestiegen und sind nach einigen Stunden in der Luft, gut auf der nördlichen Seite von Südamerika, in der Karibikstadt Cartagena in Kolumbien gelandet. Uf diese tropische Wärme hat uns fast erschlagen, was für ein Unterschied zu dem ganz anderen Klima, das in Patagonien herrschte. Unsere Daunenjacken, langen Hosen und die Kappe haben wir seither weit unten in unseren Taschen verstaut. Nachdem die Räder wieder zusammengebaut waren, fuhren wir mitten im Getümmel raus aus der Stadt, es war ein "stop and go" neben dem vielen Verkehr mit den Bussen und Mototaxis.

Sommerlicher Start in Cartagena

Die ersten Tage auf dem Fahrrad waren anstrengend, wir mussten uns an den neuen Tagesablauf erst einmal gewöhnen. Aufgrund der Hitze an der Küste sind wir jeweils sehr früh am Morgen, sobald die Sonne da war, ca. um 6.00 Uhr losgefahren. So war es möglich, die heissen Temperaturen zu ertragen, um 10.00 Uhr stieg das Quecksilber bereits auf 37 Grad im Schatten! Der Wasserbedarf hat demzufolge um einige Liter zugenommen. Nachts liess es sich fast nur in klimatisierten "Hospedajes" gut schlafen. Und einige Male hätten wir uns nichts mehr als eine Prise vom patagonischen Pampawind gewünscht.

Kolumbianische Palmen an der Küste

So verlassen Fahrradreisende ihre Unterkunft

Auf der Überlandstrasse mit gutem Teerbelag rollten wir die erste Zeit auf ungewohnt flacher und gerader Strecke, vorbei an unzähligen Dörfer entlang der Küste und durch ländliche Gebiete. Von sehr einfachen Schlafmöglichkeiten, gebaut aus einem Holzgerüst und mit Plastikplanen überdeckt, bis zu modernen Mehrstockwerken, haben wir verschiedene Wohnmöglichkeiten gesehen.

"De Gschider blibt stoh, de Esel ged noh"

Die Begegnungen mit den Colombianer waren bisher sehr toll. Bei einem Halt wurden wir oft ausgefragt, plötzlich waren wir jeweils von einer sehr interessierten Menschenmenge umzingelt: woher seit ihr? Seit ihr von Europa alles hierher geradelt? Ehm nein da liegt ein Meer dazwischen... ah, wie lange braucht man mit dem Schiff von Europa hier her? hm ca. vier Wochen aber man kann auch das Flugzeug nehmen...aha!... Die Unterhaltungen waren sehr amüsant und herzlich.
Aufgefallen ist uns, dass die Leute hier sehr ordentlich sind, so wird etwa am Morgen fleissig geputzt und gewischt vor dem Haus. Sie wirken sehr tüchtig und arbeitswillig. Die laute Musik, die aus grossen Musikboxen an allen Ecken ertönt, war eine weitere Entdeckung. Da ist eine angenehme Unterhaltung kaum mehr möglich.

Maskottchen als Weihnachtsgeschenk wurden am Strassenrand angeboten

Zu viele Fragen auf einmal "Luki chom mer hauid ab!"

Am Strassenrand gab es alle möglichen Leckereien. Fantastisch finden wir das Früchteangebot. Viele dieser exotischen Früchte in all den Variationen, Farben, Formen und Geschmacksrichtungen kannten wir bisher gar nicht. Ob im Supermarkt, an den Verkaufsständen in der Stadt oder auf dem Marktplatz eines jeden Dorfes – überall duftet es nach Mango, Orangen, Ananas...
Täglich geniessen wir die feinen "Jugos" (Fruchtsäfte), die so erfrischend sind. Die Vielfalt dieser Früchte ist bedingt durch die unterschiedlichen Klimazonen des Landes: von tropisch heiss über gemässigt warm bis hin zur Hochgebirgskälte.
An den Strassenrändern wird jeweils das angeboten, was in der näheren Umgebung wächst oder angepflanzt wird, z.B. Kartoffeln, Mais, Cocos, Wassermelonen...

Ein herrlicher Durstlöscher!

Super süss, diese Minibananen 

Sei der Einkauf noch so klein, bei Luzi wirds gehhandelt ein

Gekocht haben wir in Kolumbien bisher selten, das Mittagsmenü heisst neu: "Bandeja" was Reis, Bohnen, Spiegelei, Patagon (frittierte Kochbananen), Salat und ein Stück Fleisch nach Wunsch beinhaltet. Es wird an vielen Ständen oder Restaurants, in denen auch viele Lastwagenfahrer einkehren, angeboten. Lecker sind auch die "Arepas", Maisfladen aus gelbem oder weissem Mais, die beispielsweise zum Frühstück serviert werden.

Zum Weihnachtsabend gehört es sich hier, dass man sich von den Schuhen bis zum Hemd neu einkleidet. Die Kinder hatten bereits Schulferien und einige von ihnen erarbeiteten sich in den letzten Tagen ein paar Pesos, indem sie die Frontscheiben der Autos bei einem kurzen Stopp gründlich wuschen, um damit sich ein schönes Kleidungsstück kaufen zu können. Eine weitere Tradition ist es, dass man die Hausmauern der Häuser um die Weihnachtszeit neu bemalt. So war es sehr bunt auf der Strecke. Zum Jahresende feiern die Einheimischen das "Corralejo-Festival". Im Mittelpunkt der mehrtägigen Veranstaltung stehen umstrittene Stierkämpfe, bei denen sich mehrere Hundert Menschen einen Kampf mit den Tieren liefern.
Vielerorts entdeckten wir tolle und einfallsreiche Weihnachtsdekorationen und weihnachtliches Getreibe war spürbar, trotzdem kamen wir in diesem Jahr aufgrund der Wärme und des im "fremden Land sein", nicht wirklich in Weihnachtsstimmung, was uns aber nichts ausmachte. Es darf ja auch mal anders sein.

Weihnachtlicher Neuanstrich

Aufbau der Stierkampfarena ist in vollem Gange

Nach dem Küstenabschnitt folgte unsere erste richtige Bergetappe in das Andengebirge. Es freute uns, wieder mal so richtig bergauf zu fahren und wir kurbelten uns bis auf 2800 müM hoch. Da war dann auch das Klima angenehmer. Und die Abfahrt Richtung Medellin (1538 müM) genossen wir sehr.

Saftig grüne Hügellandschaft 

Angekommen in der drei Millionenstadt Medellin

Auf den Strassen gab es immer spannende Transporte zu entdecken, die uns oft zum Schmunzeln anregten. Die Sicherheit schien dabei allerdings nur zweitrangig zu sein. Die Bussfahrer mogeln sich überall durch, drängelten sich dazwischen, wo sie nur konnten.
Nicht alle "Camiones" überlebten die Fahrt durch die sehr hügelige und kurvige Landschaft pannenlos, manch einer machte schlapp.

Riskantes Elefantenrennen auf Passstrasse war keine Seltenheit

Und wieder haben wir uns einen Schnaps verdient

Wie ihr lesen könnt, sind wir bisher begeistert von diesem Land und den hier lebenden Menschen, farbenfroh, fröhlich und wohlschmeckend erscheint es uns. Wir freuen uns auf die noch kommende Zeit hier in Kolumbien.

Hasta luego!

1 Kommentar:

  1. Hey, danke für den netten Bericht! Habe eure Tour auf Wikiloc gefunden und bin so hier gelandet.
    Fahre bald selber nach cartagena und dann Richtung Süden mit dem Rad ��
    Jonathan

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