- Freitag, 22. April 2016

Jetzt gibt es kein Zurück mehr

Bei schönem Wetter und sommerlichen Temperaturen sind wir genau nach 10 Tagen im Sattel gut in Huaraz angekommen. Die Fahrt über die Anden war grandios und abenteuerlich. Es gefällt uns sehr, in dieser Bergregion Fahrrad zu fahren. Wohl auch, weil es uns an die Heimat und an unser geliebtes Mountainbiken erinnert.

Hausgemachte Brötchen auf dem Markt in Peru

Bei der netten Dame findet man alles was das Herz begehrt

Inmitten der Eukalyptusbäume

Grüne Berge wie Sanddünen

Ausblicke wie auf dem schottischen Hochland

Schöne Sicht kurz vor "Aguas Caliente"

In dieser Gegend macht fahrradfahren einfach Spass

Ein Highlight war das heisse Bad im thermal Ort „Aguas Caliente“. Danach ging es täglich weiter hoch, bis auf über 4000 mü.M. Da fanden wir einer der bisher schönsten Campingplätze, nahe der Lagune Huancagucha mit herrlichem Bergpanorama.

Findest du "Burro" und "Rana" ?

Am Morgen des darauf folgenden Tages fuhren wir wie immer gemütlich weiter und ahnten noch nicht, wo wir am Abend landen werden. Erst auf noch relativ guter Strasse, verlor der geplante Weg bald schon mehr an Struktur und Beschaffenheit. Da wir uns im Nirgendwo befanden, gab es für uns aber kein zurück mehr, wir folgten weiter dem Treck, über steiniges Schottergeröll, Bäche und Grasfelder. Als nach einer weiteren Abfahrt ein Bagger und ein Lastwagen mit platten Reifen auf einer stillgelegten Mine da standen, hatten wir nicht mehr wirklich ein gutes Gefühl für das weitere Durchkommen. Es wurde deutlich sichtbar, dass dieser Weg wohl seit Jahren nicht mehr befahren wurde. Einige Meter weiter trafen wir dann auf das Befürchtete, auf einen riesigen Erdrutsch. Da schlug unser Herz definitiv höher, dass wir nun alles wieder zurück müssen, war unsere grösste Angst.

Wunderbare Lagunenlandschaft

Hier waren die Strassen noch in Ordnung

Keir und Luzi kämpfen sich über die holprige "Strasse"

Der Nachmittag schritt weit voran, zu allem begann es auch noch zu regnen und das alles auf über 3000 mü.M., kein Haus weit und breit, kein Auto, kein Mensch. An einer Stelle konnten wir zum Glück zu Fuss die weggerutschte Strasse passieren, einige Male hin und her, dann war auch unser Gepäck und die Fahrräder auf der anderen Seite. Um diese schwierigen Passagen zu überqueren, benötigten wir viel Zeit und Energie.
Es wurde uns bewusst, dass wir das Tagesziel mit diesen Bedingungen und bei Tageslicht nicht mehr erreichen können. Wir gingen in langsamen Tempo noch einige Kilometer weiter, bis wir dann, auch wenn noch in der Ferne, ein Haus erblicken konnten. Da gab es Hoffnung, dass irgendwo einen weiteren Weg und in der Not Essen zu finden sein muss. Jetzt noch der kalte Fluss zu überqueren war uns zu viel und wir entschieden uns, an einem geschützten Platz unser Zelt aufzuschlagen. Mit Zuversicht, am nächsten Tag in ein Dörfchen zu gelangen, legten wir uns mit einem noch etwas hungrigen Magen in den Schlaf.

Campingplatz mitten auf der "Strasse"

SHITABAMBA, so fühlte sich dieser Nachmittag an

Alles nahm ein gutes Ende. Am frühen Morgen stand ein Bergbauer mit Hund und Machete vor unserem Zelt, er hätte in der Nacht Licht gesehen und fragte sich, ob ihn jemand ausrauben wollte. Er schien sehr erleichtert, als er schnell erkannte, dass wir ganz ungefährliche Touristen sind. Er bestätigte uns, dass es einen passierbaren Weg ins nächste Dorf gibt. Im kleinen Ort „Mollapata“ ruhten wir uns von den Strapazen aus. Sehr einfach und unglaublich abgelegen wird hier gelebt.

Jaja, da sieht man wieder mal wie wichtig Schuhe für Frauen sind!

So gehen Peruaner an die obligatorische Präsidentschaftswahl ins nächst grössere Dorf

Dann folgte eine weitere Haarnadelabfahrt im Superlooping der Extraklasse. Auf der anderen Bergseite sahen wir im gleichen Blick der eben so kurvige Aufstieg. Ein unvergessliches Bild.
Plötzlich begannen bei Lukas die Bremsen zu blockieren. Nach einigen Überlegungen, was dies wohl sein könnte waren wir uns sicher, dass irgendetwas mit der Felge nicht mehr stimmig ist. Hmm.. nach einer Kontrolle stellten wir bei beiden von unseren Hinterräder mehrere Risse in der Felge fest, ach du Scheibenkleister. Da wir uns jetzt wieder auf befahrener Straße befanden, wagten wir es weiter zu pedalieren mit der Idee, in Huaraz neue Felgen aufzutreiben.

Solche Strassen treiben die Kilometerzahlen in die Höhe





Im abgelegenen Bergdorf "Pallasaca"

Diese Felge sieht SHITABAMBA aus!

Ca. 22 Risse ...

Sicht von Innen, ein durchgezogener Riss

Früh aus den Federn hiess es die darauf folgenden Tagen. Nur so konnten wir dem heissen Klima entfliehen. In dieser kargen Gegend trafen wir auf einige zum Teil nicht mehr bewohnte Orte, welche vermutlich früher durch Minenarbeiter besetzt wurden. Für uns eine traurige Vorstellung, zu welchen wohl sehr miserablen Bedingungen auch noch heute in den Minen gearbeitet wird. Die schroffen und tief eingekerbten Täler sind beeindruckend und die bunten Farben der Felswände wunderschön. Als wir in „Huallanca“ eintrafen, fand gerade die Geburtstagsfeier zum 66 Bestehen des Dorfes statt und es erwartete uns einen geselligen Abend mit Grillade, Bier, Musik und Feuerwerk, da fühlten wir uns definitiv zurück in der Zivilisation.

Sonnenaufgang im "Santa Tal"

Unglaublich aber wahr, nach 6 Monaten trafen wir wieder auf den nordwärts fahrenden Radreisende Josef (ganz links), den wir bereits in Chile auf der Carretera Austral kennengelernt haben!

Aus Bambus gebauter Feuerwerkturm

Durch die Entenschlucht „Cañon del Pato“

Wasserfall in den "Rio Santa"

Erste Blicke auf die Gipfel der Schnee- und Eisriesen der "Cordillera Blanca"

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