- Montag, 14. September 2015

Santiago - Collipulli “Viaje bien”

Wir sind bereits gut 10 Tage mit unseren Rädern unterwegs Richtung Puerto Montt. Gestartet am 2. September in aller Früh von Santiago nach Melipilla. So kamen wir vor dem Morgenverkehr irgendwie aus der Stadt. Wir machten auch gleich erste Autobahnerfahrungen, läck das war ganz schön aufregend! Wir waren sichtlich erleichtert, als wir nach ein paar Kilometer das Tempo dosieren konnten und schmälere Strassen folgten. Danach erstreckten sich gute Strassenabschnitte Richtung Westküste.

Tourenstart fünf Uhr morgens in Santiago

Die ersten Nächte verbrachten wir auf offiziellen Campingplätzen, da es aber noch “Winter” ist hier in Chile, sind die Campings noch nicht richtig geöffnet und wir waren stets die einzigen Gäste, so genossen wir die grosse Platzauswahl und wir waren teilweise fast überfordert, der schönste Rasenfleck auszusuchen. Bad- und WC Anlagen funktionieren noch nicht und wir gaben uns mit einfachen Waschgelegenheiten und kaltem Wasser zufrieden. Froh waren wir, einen sicheren Platz für die Nacht im Zelt zu haben, der Hund als Bewacher fehlte da natürlich auch nie.

Erster Übernachtungsplatz auf hübschem Camping

Abendstimmung auf dem noch nicht offiziell eröffneten Camping am See

Einen Blick in die Küche von oben

Sonnenuntergang am “Embalse Rapel”

Finde Lukas inmitten der Bäume!

Das Wetter meint es bisher sehr gut mit uns, wir geniessen viel Sonne und es fühlt sich nicht wirklich wie Winter an, manchmal eher wie Herbst oder doch Frühling!? Die Nächte sind aber nach wievor eisigkalt, brr. So hüllen wir uns gut in den Schlafsack ein, bis nur noch die Nasenspitze hervorguckt! Am Morgen hatte es auch schon Frost und wir sind froh, dass wir für die ersten Morgenstunden auf dem Rad Thermohosen, Handschuhe und Mützen überziehen können. So sind die Temperaturschwankungen täglich gross, das Schichtenprinzip- jede Stunde ein Kleidungsstück weniger- funktioniert gut und das Treten gibt auch reichlich warm!
Die kleineren und länger andauernden Begegnungen mit den Einheimischen sind köstlich. Schon mehrmals durften wir bei einer Familie spontan im Garten campieren, interessiert, sehr gutmütig und herzlich wurden wir jeweils aufgenommen. Immer mal wieder wurden wir auch zum Kaffee oder einer “Empanada” eingeladen. Das Interesse über unsere Reiseidee ist gross. Als Dank hinterliessen wir oft “Galletas” (Guetzli), was die Familien sehr freute.


Unterschlupf bei netter Familie auf dem Weg nach Constitución

Nachtlager auf dem Hausvorplatz einer sympathischen Familie in Santa Juana

An einem Regentag wurden wir sogar spontan vor dem Supermarkt von einem Mann angesprochen, er war interessiert woher wir kommen… stolz erzählte er uns, dass er vor einem Jahr bereits ein Reisepaar aus der Schweiz aufgenommen hatte. Das Sackmesser, welches er geschenkt bekommen hat, ist noch immer an seinem Schlüsselbund. So kam es, dass wir auch eingeladen wurden, um bei seiner Familie zu übernachten. Erst galt es, die Fahrräder und das Gepäck in den Pick-up zu verladen, dann fuhren wir zum Haus, freudig wurden wir von der ganzen Familie empfangen. Es stellte sich heraus, dass wir hier beim Pfarrer persönlich gelandet sind. Wir waren froh um diesen Zufall und genossen den trockenen Unterschlupf, etwas Wärme, ein Bett und so genossen wir einen Pausentag mit plaudern über Gott und die Welt, spielen und zeichnen mit den Kinder. Die Famlilie hätte uns noch eine ganze Woche behalten wollen.

Regentag mit Rückenwind, Jacke hält dicht juhuuu

Routenplanung mit chicitita Paz bei der Pfarrers Familie Alvarado in Putú

Ausflug mit der Familie an die Küste von Conctitución

Verabschiedung von Claudia und Edinson Alvarado

Ein anderes Mal landeten wir bei einem alten, ärmeren Bauer. Er war etwas überrascht über unseren “Besuch”, liess uns aber neben den Schafen und Kühen übernachten. Am Abend beschenkte er uns gar stolz mit vier Eier, und die “Galletas” nahm er als Tausch sehr gerne entgegen. So sind die Begegnungen herzlich und verschieden. Bisher meinten es alle stets sehr gut mit uns.

Auf dem abgelegenen Bauernhof erholen sich auch unsere Papalagi’s gut

Weiter haben wir auch mal in einem Klassenzimmer in einer Schule geschlafen. Da diese etwas abgelegen war, gab es einige Jungs, die über Nacht jeweils da bleiben. Sie freuten sich sehr über unseren Aufenthalt und waren an unseren Materialien (Kocher, Zelt, Fahrräder …) sehr interessiert. Sie halfen uns, wo sie nur konnten. Mit einem gemeinsamen Fussballspiel und einem Wettrennen (als ob wir nicht schon genug müde vom Pedalen gewesen wären) ging ein weiteren tollen Tag zu Ende. Es gefällt uns, dass wir nie wissen, wo wir am Abend unser Nachtlager aufschlagen, jeder Tag ist mit Überraschungen gefüllt.

Die neugierigen Chicos der Schule

Heute waren wir bei unseren täglichen Dehnübungen für einmal nicht alleine

Mannschaftsfoto nach dem Fussballspiel

So kommen wir bisher sorglos und gut voran. Wir sind bereits über 800 km gefahren, Stück für Stück. Nun sind auch unsere Brooks-Sättel schön weich und das Sitzen fühlt sich immer besser an, es war aber weit weniger schlimm, als wir es uns vorgestellt hatten. Mit den Papalagi Tourenvelos haben wir uns gut angefreundet, stabil und munter begleiten sie uns Tag für Tag, ohne dass wir sie aus den Augen lassen. Erste Platte haben wir bereits hinter uns, Mech Lukas hat das Rad aber wieder fahrtüchtig hingekriegt.

Der erste platte Reifen

Bisher gab es immer gute Einkaufsmöglichkeiten, wir decken uns stets für zwei Tage mit Lebensmittel ein, man weis ja nie, wie weit man kommt. Ein Set Pasta mit Tomatensauce und ein Süppli auf Reserve fehlt da natürlich auch nicht. Am Mittag machen wir jeweils an einem schönen Plätzchen, z.B “Plaza de Armas” einen Halt und verschlingen unsere Avocadosandwiches.  Am Abend kochen wir oft ein Eintopfgericht in verschiedenen Variationen. An Gemüse und Früchte fehlt es auch nicht, die Auswahl ist allerdings noch nicht so gross, aber das kommt dann schon noch.

Einkaufen am Früchte- und Gemüsestand

Beim Mittagsrast auf dem “Plaza de Armas” wurden wir von einer Schulklasse entdeckt

Mit den Strassen kommen wir gut zurecht, mal sind sie mehr, mal weniger befahren. Am Sonntag hat es weniger Verkehr, und die Lastwagen bleiben aus, so verlegen wir das Wochenende auf den Wochenanfang. Die Chilenen sind faire Autofahrer, weichen gut aus. Zu Beginn waren wir uns unsicher, was es mit dem Hupen auf sich hatte. Bald verstanden wir aber, dass es mehr “grüssen” als “ausrufen” war. So erblicken wir immer mal wieder hochhaltende Daumen, Peace Zeichen, oder lange verwunderte Blicke aus den Fensterscheiben. Am Strassenrand hören wir “viaja bien” Rufe (was gute Reise bedeutet), das sind dann die kürzeren aber auch schönen Alltagsbegegnungen.
Die Landschaft gibt noch nicht besonders spektakuläres von sich Preis, mal ist es hügeliger, mal folgt eine Schotterpiste, dann wieder prima Asphalt. An den Strassenränder sehen wir viel Wald, Obstkulturen, Kuhweiden, Maggia, Weinfelder… und nun immer mehr die Anden im Hintergrund. Die Acker werden gerade für die Saat bereit gemacht, dazu helfen Ochse und Pferd! Ganz an der Küste konnten wir Surfer beobachten, wie sie die hohen Wellen reiten und immer mal wieder hatte es Anlegerplätze für Fischerboote. Der Strand ist mit für uns ungewohntem dunklem Sand übersät, das Meerwasser natürlich eisigkalt, oft ragen hohe Felsen aus dem Meeresufer heraus.

Steiler und anstrengender Aufsteig auf Schotterpiste

Die Treibstofflosen Landmaschinen von Chile für den Akkerbau …

… denn die Traktoren werden für den Fischfang benötigt!

Traditionelle Feldarbeit mit Mann, Pferd und Pflug

Nach einem Pausentag geht es nun weiter Richtung Süden, wir freuen uns auf die Seenlandschaft von Temuco bis Puerto Montt. Am 18. September feiern die Chilenen und sicherlich auch wir den Nationalfeiertag. Die Vorbereitungen für diese Festtage laufen auf Hochtouren. Chi Chi Chiiiiiiilleeeeeeee!
Ihr hört von uns, muchos saludos!

1 Kommentar:

  1. Superspannende Reisebrecht, wiiter so. Macht Spass vo euchne tolle Erläbnis z läse. Wönsche euch veli wiiteri spannendi Begegnige of euchere Reis. Gruess Adi

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